Mit dem Anspruch, die Moderne zu globalisieren und sie feministischer zu machen, wurde im Rahmen der Wiener Festwochen 2024 die Akademie Zweite Moderne gegründet. Denn trotz über hundert Jahren Moderne liegt der Anteil der weltweit von Orchestern aufgeführten Werke von Komponistinnen* heute bei nur 7,7%. Die Wiener Festwochen holen in kämpferisch-revolutionärem Geiste den historischen ‚Moderne‘-Begriff in die Gegenwart und riefen die Akademie Zweite Moderne als Plattform für Komponistinnen* ins Leben, die ihre Sichtbarkeit fördert und einfordert. Ihr klares Ziel ist, dass Theater, Opern, Konzerthäuser und Festivals den Werkanteil von Komponistinnen* in ihrem Programm deutlich erhöhen.
Über einen Zeitraum von fünf Jahren werden ab 2024 alljährlich zehn Komponistinnen* zu den Wiener Festwochen eingeladen, um gemeinsam mit lokalen und internationalen Impulsgeber:innen Strategien der Sichtbarkeit zu entwickeln und eigene Kompositionen zu präsentieren. Die erste Ausgabe fällt nicht zufällig ausgerechnet in jenes Jahr, in dem auch Arnold Schönbergs 150. Geburtstag gefeiert wird. Der große Innovator hatte zwar zahlreiche Meisterschülerinnen in seinen Kompositionsklassen, aber sichtbar wurden diese im einstigen Musikleben kaum. Die 50 ausgewählten Komponistinnen* der Akademie Zweite Moderne stehen daher sinngemäß auch für jene 50 vergessenen und ungehörten Kompositionsschülerinnen Schönbergs, welche (im Gegensatz zu berühmten Kollegen wie John Cage, Alban Berg oder Anton Webern) zumeist in Vergessenheit geraten sind.