Als Vertreterin der New York School rund um John Cage, zu dem sie in einem wechselhaften Verhältnis zwischen Freundschaft und offenem Widerspruch stand, schuf Lucia Dlugoszewski unverwechselbare Werke, durch die sie spezifische Qualitäten ihrer Identität in die experimentellen Tendenzen der westlichen modernen Musik einbrachte. Sie war Trägerin bedeutender Preise und wurde 1977 als erste Frau mit dem Koussevitzky International Recording Award ausgezeichnet. Heute, rund 25 Jahre nach ihrem Tod, erfährt die Komponistin, Lyrikerin, Erfinderin von Musikinstrumenten, Choreographin und Regisseurin gesteigerte Aufmerksamkeit. Vermehrt werden Dlugoszewskis Kompositionen in die Programme zahlreicher Festivals, Ensembles und Orchester aufgenommen.
Als Erfinderin von Instrumenten und in der Zusammenarbeit mit der Erick Hawkins Dance Company erweiterte sie den Horizont des spielerisch Möglichen. Sie entwickelte eine eigene subtile, auf sinnlichem Kontakt mit dem Instrument basierende Perkussion als Antithese zum expansiven »patriarchalen Trommeln«. Auch der Resonanzkörper des Klaviers wird bei ihr durch feine Manipulationen als »timbre piano« für eine opulente Klangpalette eingesetzt, wie etwa im Opus Magnum Fire Fragile Flight (1973). Gegenüber dem Fetischisieren abstrakter zeitlicher Strukuren betont Dlugoszewski subjektive Intuition. Dadurch zwingt sie uns auch, das kanonisierte Bild der New York School durch eine komplexere Geschichte in Bezug auf Ethnizität, Kultur und Gender neu zu überdenken.