Mehr als zwanzig Jahre blieben die Tore des Archivs der Fondazione Isabella Scelsi in Rom nach dem Tod Giacinto Scelsis am 9. August 1988 verschlossen. Vermutungen, Spekulationen und Gerüchte über Scelsis Schaffen schossen in dieser Zeit üppig ins Kraut, konkretes Wissen und ein tieferes Verständnis seiner Kompositionstechnik waren mangels jeder Zugangsmöglichkeit zu seinem Werk so gut wie nicht zu erlangen.
Für ein Gemeinschaftsprojekt der Fondazione Isabella Scelsi mit dem Klangforum Wien hat Uli Fussenegger den Bestand der Tondokumente der Stiftung im Lauf des Jahres 2011 durchforstet und dabei aufregende Entdeckungen gemacht: Bei den angeblichen „Improvisationen“, die Scelsi auf der Ondiola gespielt und dann seinen Assistenten zur Transkription in Ensemble- und Orchesterwerke übergeben haben soll, handelt es sich in Wahrheit um zumindest sehr weit fortgeschrittene Werkskizzen, wo nicht um komplexe Kompositionen. Diese wurden in Mehrstufenverfahren in wiederholten Aufnahmesitzungen auf Tonträgern fixiert.