Podiumsdiskussion: Vermessung einer postsowjetischen Landkarte Neuer Musik

Wiener Konzerthaus, Schönberg Saal, Wien
June 18, 2023 5:00 PM

Am 18. Juni beleuchtet ab 17 Uhr eine Diskussionsveranstaltung die inhaltlichen Eckpfeiler des Projekts The Tower of Babel. Philipp Blom, Autor und Historiker, moderiert zwei Panels mit Komponist:innen des Konzertprogramms und weiteren Gästen. Fragen nach dem Verhältnis von Avantgarde und kultureller Identität sowie nach einer polyphonen Zukunft des Musiklebens im weiten Raum der postsowjetischen Kulturlandschaft stehen im Zentrum des Gedankenaustauschs.

Die Podiumsdiskussion findet vor dem Konzert „The Tower of Babel I“ statt.

Eintritt frei mit Zählkarte
(Zählkarten über das Ticket- & Service-Center des Wiener Konzerthaus erhältlich)

Programm

17:00 - 17:50 Uhr
Panel 1: Musik und kulturelle Identität im postsowjetischen Raum

Der erste Teil der Podiumsdiskussionen beleuchtet den historischen Kontext des Projekts "The Tower of Babel". Seit den späten 1970er Jahren bildete die Musikszene in vielen Sowjetrepubliken, von Georgien bis zur Ukraine, von Belarus bis zu den baltischen Ländern, eine Avantgarde, wurde zentral für den Unabhängigkeitskampf und zugleich die Wiege einer nationalen Identität. Was bedeutete die Schaffung einer kulturellen Identität durch Musik vor zwanzig oder dreißig Jahren, und was bedeutet dies heute? Wie wichtig ist diese kulturelle Identität für die am Projekt "The Tower of Babel" beteiligten Komponist:innen?

Es diskutieren (in deutscher Sprache): die Komponist:innen Jamilia Jazylbekova, Anna Korsun, Dariya Maminova, Sergej Newski und der Kulturwissenschaftler Andrei Zavadski (TU Dortmund)

17:50 - 18:10 Uhr – Coffee Break

18:10 - 19:00 Uhr
Panel 2: From homophony to polyphony of voices: Post-Colonial Future of the Cultural Scene

Die Zusammensetzung der sowjetischen Kulturszene kann als Homophonie bezeichnet werden, wobei die russische Kultur führend ist und die nationalen Kulturen der Sowjetrepubliken als Begleitung einsetzen. In vielen Republiken der ehemaligen UdSSR diente die akademische Musik als Instrument des künstlerischen Protests gegen die Kolonialpolitik der Kulturbehörden des Zentrums. Diese Prozesse beeinflussten auch die Entwicklung der Musik nach dem Zusammenbruch der UdSSR und prägten das Werk einer neuen Generation von Komponist:innen, die zu Beginn des 21. Jahrhunderts aufkam.

Das Anfang der 2000er Jahre von der Komponistengruppe Structural Resistance (StRes) in St. Petersburg veranstaltete Symposium „Die große russische Musiktradition und was sollen wir damit tun?“ thematisierte diese Spannungen zwischen Vergangenheit und Zukunft. Dieser Gegensatz ist in den letzten Jahren durch die neoimperialen Wende in der russischen Kultur besonders deutlich geworden. Ist es möglich, eine postkoloniale Zukunft für die Musikszene der ehemaligen UdSSR zu entwerfen? Können wir einen Dialog zwischen Vertreter:innen verschiedener nationaler Komponistenschulen fördern und so die Herausforderungen der vergangenen und gegenwärtigen soziokulturellen Kataklysmen überwinden?

Es diskutieren (in englischer Sprache): die Komponisten Alexander Khubeev, Alexey Sysoev, Anton Svetlichny sowie Politikwissenschaftler Alexander Baunov (Carnegie Endowment for International Peace), Marina Davydova (Schauspielchefin Salzburger Festspiele)

Moderator

Philipp Blom, Autor und Historiker

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