Im Auftrag der Wiener Festwochen und in Zusammenarbeit mit dem Ensemble des Wiener Klangforums inszeniert Philippe Quesne elegant Gustav Mahlers „Das Lied von der Erde“. Dies ist ein seltener Streifzug durch ein musikalisches Repertoire, das von der Romantik nostalgisch geprägt ist und eine innige Beziehung zu Zeit und Natur pflegt.
Mahler komponierte „Das Lied von der Erde“ im Jahr 1907. Das Lied spiegelt Mahlers spätere Lebenskämpfe wider, nachdem er die Wiener Oper verlassen, seine älteste Tochter verloren und eine Herzkrankheit diagnostiziert hatte. Das Lied von der Erde wird vom Kammerorchester von Reinbert de Leeuw als Zyklus von sechs Liedern für zwei Solisten interpretiert. Die Texte wurden von chinesischer Poesie inspiriert. In seiner schnörkellosen Inszenierung von Mahlers Werk präsentiert Philippe Quesne eine melancholische Sicht auf die Natur, die von der Sehnsucht nach der Romantik genährt wird, einer Epoche, in der die Menschen ein anderes Verhältnis zur Zeit und zur Natur hatten, das mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts ein brutales Ende fand. In diesem riesigen Abgrund hallt das Leid des modernen Anthropozäns wider. Bei der Zusammenstellung seines ätherischen Dekors stützt sich Quesne, Bühnenbildner und Regisseur, auf Elemente wie Regen und Schmutz sowie auf zwei Gemälde von Albert Bierstadt, einem Zeitgenossen Mahlers, dessen Landschaften den Zyklus des Lebens widerspiegeln.
Bild: Martin Argyrologo